Erstveröffentlichung am 25.05.2018 im Magazin Kunststoff Information

Kunststoffverpackungen stehen aktuell nach längerer Zeit wieder einmal in teils sehr scharfer öffentlicher Kritik. Das Magazin Kunststoff Information (KI) bittet Ulf Kelterborn, Hauptgeschäftsführer der IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen e. V., im Interview zur Stellungnahme des Verbandes.

KI: Herr Kelterborn, das Littering von Kunststoffen schlägt hohe Wellen, fast immer stehen dabei Verpackungen im Mittelpunkt. Wie steht die IK dazu?

Kelterborn: Vor allem in der veröffentlichten Meinung in Deutschland wird zurzeit viel Unfug verbreitet. Nicht nur, dass die vielfältigen auch ökologischen Vorteile von Kunststoffverpackungen in der Anwendung ständig unterschlagen oder viel zu gering geschätzt werden. Es wird zudem oft so getan, als gebe es in Deutschland ein wirklich nennenswertes Littering. Dabei tragen Länder wie Deutschland verschwindend geringe Mengen zur Meeresvermüllung bei. Wahr ist: Über 80 Prozent der globalen Belastungen stammen aus nur fünf asiatischen Ländern! Die Erfolge unserer Industrie und Gesellschaft in den letzten 25 Jahren – Duale Systeme, Deponieverbot – werden völlig ignoriert. In Deutschland werden heute 99 Prozent der Altkunststoffe nachgewiesenermaßen verwertet, sei es stofflich oder energetisch.

KI: Wissen das die Verbraucher?

Kelterborn: Die sind deutlich klüger, informierter und mündiger, als viele Medienvertreter oder Politiker sich das offensichtlich vorstellen können. Die aktuelle dvi-Umfrage zeigt wie die Studien von PlasticsEurope, dass die meisten Verbraucher die Notwendigkeit und die Vorteile von Kunststoffverpackungen wie Schutz, Frische, Haltbarkeit oder Distribution verstehen. Und immerhin rund zwei Drittel wissen laut dvi auch, dass die Vermeidung von Littering beim eigenen Verhalten beginnt. Die PET-Flasche springt ja nicht von alleine ins Meer. Irgendjemand wirft sie achtlos in die Landschaft, anstatt sie in die kontrollierte Entsorgung zu geben, die in Deutschland geradezu vorbildlich geregelt ist. Vielleicht sollten wir einmal damit beginnen, das individuelle Verhalten klarer zu sanktionieren. In Ländern, wo dies getan wird, ist Littering kein Faktor mehr. Fakt bleibt jedenfalls, dass der Mensch das Littering verursacht und nicht die Verpackung.

KI: Die Verbraucher wollen laut einer PwC-Studie eine bessere Kennzeichnung zur Unterscheidung von Mehrweg- und Einwegverpackungen. Wie sieht dies die IK?

Kelterborn: Diejenigen, die seit geraumer Zeit eine verstärkte Kennzeichnung von Einweg und Mehrweg fordern, wollen damit nur eines bewirken: die Diskriminierung von Einwegflaschen. Die Praxis zeigt doch, dass der Verbraucher mit der entsprechenden Unterscheidung keinerlei Probleme hat. Das können sie täglich in jedem Supermarkt an den Rücknahmeautomaten beobachten. Und um eines in diesem Zusammenhang noch einmal klarzustellen: Mehrweg ist ökologisch eben nicht die bessere Lösung für Verpackungen, wie unzählige Ökobilanz-Studien der letzten 25 Jahre belegen. Insofern wäre eine weitergehende Kennzeichnung ohnehin nicht gerechtfertigt.

KI: Herr Kelterborn, vielen Dank für das Gespräch.